Eine Opernsängerin gibt uns die Ehre

Auszug aus einem Interview mit Sarah Maria Sun

Sarah Sun, Opernsängerin

Sarah Sun, Opernsängerin

Barbara: Wie bist Du auf unseren Verein aufmerksam geworden und was war deine Motivation, Dich bei FhF zu engagieren ?

Sarah: Da ich mitten in der Stadt wohne und dort ein wenig vom Nachtleben mitbekomme, hatte ich schon lange den Wunsch, etwas zur Gewalt-Deeskalation beizutragen. Ich habe erst überlegt, in einen Gesprächskreis zur Verständigung zwischen den Geschlechtern oder zwischen den Nationalitäten zu gehen, aber als ich die Gelben Seiten durchforstete, fiel mir die Telefonnummer vom Frauenhaus ins Auge. Darum rief ich gleich dort an und hatte das Gefühl, dass ich dort vielleicht sehr konkrete Möglichkeiten hätte, etwas beitragen zu können.

Barbara: Wie dachtest Du Dich einbringen zu können und was hast Du an realen Möglichkeiten vorgefunden?

Sarah: Ich hatte überhaupt keine konkreten Vorstellungen, aber ich wollte irgendwie meine Kraft und Zeit einbringen. Allerdings stand mir dabei immer vage die Kommunikation mit Erwachsenen vor Augen.
Stattdessen gab es bei Euch einen Unterstützungsbedarf in der Freizeitgestaltung der Mädchen und Jungen, die mit ihren Müttern im Frauenhaus leben.

Da ich Musikerin bin, dachte ich, ich könnte Euch meine speziellen Fähigkeiten zur Verfügung stellen und ein musikpädagogisches Angebot machen . Ich war etwas besorgt, ob ich einer solchen Aufgabe, mit traumatisierten Mädchen und Jungen, die in einer Übergangssituation stecken – nämlich auf der Durchreise von ihrem „Zuhause“ in eine andere Art von Familienleben – gerecht werden könnte. Es stellte sich aber ganz schnell heraus, dass es um sehr einfache Dinge geht: mit ihnen auf den Spielplatz zu gehen, zum Beispiel. Ihnen die Möglichkeit zu geben, sich draußen austoben zu können. Mit einem Kind allein mal einen Spaziergang machen. Oder ein Eis zu essen. Ein Buch zu lesen. Ein offenes Ohr zu haben.
Den Mädchen und Jungen unauffällig dabei zu helfen, im Spiel miteinander einen guten, gerechten Sozialkontakt zu entwickeln. Das ist besonders wichtig, finde ich. Weil sie, so klein sie sind, schon bestimmte Verhaltensmuster haben. Die Mädchen können sich schwer abgrenzen und viele Jungen haben schon mit 3 Jahren ein richtiges Dominanzverhalten. Aber noch sind sie total offen, umzulernen.
Wir planen ja nun, im nächsten Jahr mit den dann anwesenden Kindern ein kleines Musiktheaterprojekt auf die Beine zu stellen. Das kann für sie eine tolle Möglichkeit sein, ihre Fantasie und ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Ich freue mich sehr darauf.

Barbara: Ist Dir der Zugang zu den Kindern des Hauses leicht gefallen?
Erinnerst Du dich noch an Deine ersten Begegnungen/Kontakte mit den Kindern?

Sarah: Mit den Kindern ist es nicht nur einfach, sondern umwerfend schön. Viele von ihnen sind extrem bedürftig aber eben auch extrem wach und klug. Sie sind sehr sensibel und bekommen alles mit. Viele können mehrere Sprachen. Mir fällt auf, dass sie das Leben nicht nur entdecken wollen, sondern es verstehen. Es ist so leicht, ihnen eine Freude zu machen oder mit ihnen zu lachen.

Barbara: Wie sind Deine Erfahrungen bisher?

Sarah: Sehr gut. Wir haben alle eine Menge Spaß.

Barbara: Beschäftigen dich die Erfahrungen, die Du im Frauenhaus machst auch nachdem Du gegangen bist noch weiter oder legst Du sie einfach ab? Glaubst Du, dass die Arbeit im Frauenhaus irgendwelche Auswirkungen auf dein Leben hat?

Sarah: Es beschäftigt mich immerzu, im Hinterkopf. Nicht die einzelnen Geschichten von Frauen, sondern ich fühle mich eher jeden Tag motiviert, noch etwas aus dem Hut zu zaubern, was den Kindern und den Frauen Spaß machen könnte, oder was ich für die Förderung von Kindern und Frauen noch beitragen könnte. Durch meinen Beruf zum Beispiel. Es ist so: man scheint irgendwie mehr Kraft und Lebenslust zu bekommen bei soviel Überlebenswillen und Power, der man begegnet. Ich bin sehr glücklich, dass ich das mitmachen kann.

B.Rossmann

 

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